Wir trauern um Gerda Bartlechner

Gerda Bartlechner (1943-2022)
Foto: dr

09. Februar 2022

Mit Bestürzung und Trauer haben wir vom Tod unserer ehemaligen Ortsvereinsvorsitzenden und Tittmoninger Stadträtin Gerda Bartlechner erfahren. Sie ist am 3. Februar 2022 verstorben.

Gerda Bartlechner leitete den SPD-Ortsverein Tittmoning von 1997 (nach überraschendem Rück- und Austritt des damaligen 1. Vorsitzenden, offiziell gewählt wurde sie dann 1999) bis 2001. Sie war 2002 die erste Frau, die sich in unserer Stadt um das Bürgermeisteramt bewarb - und sie wäre darin so viel besser für die Entwicklung unserer Stadt gewesen!

In unserer Zeitung "Stadt & Land" nahm sie damals zu ihrer Kandidatur wie folgt Stellung:

"Warum ich mich bereit erklärt habe, zu kandidieren, hat verschiedene Gründe. Beeindruckt haben mich das Vertrauen, das der Ortsverein in mich setzt, und auch das einstimmige Votum. Auch habe ich mich seit langem klar dafür ausgesprochen, dass die SPD bei den nächsten Kommunalwahlen mit einem eigenen Bürgermeisterkandidaten antritt. Das entspricht ganz einfach meiner Auffassung von Demokratie. Es ist notwendig, den Wählern eine Alternative zum derzeitigen Amtsinhaber zu bieten. Außerdem muss sich die SPD Tittmoning nicht verstecken. Wir haben in den vergangenen Jahren sowohl im Stadtrat als auch im Ortsverein gute politische Arbeit geleistet und die Belange der Bürger vertreten. Ein zweiter Aspekt ist die Überlegung, dass Tittmoning, obwohl 50% der Gemeindebürger Frauen sind, derzeit von drei männlichen Bürgermeistern repräsentiert wird. Muss das in der heutigen Zeit wirklich noch so sein? Ich meine, nein!"

Schon damals forderte sie ein "Stadtentwicklungs- und Verkehrskonzept" ein, damit am Stadtplatz nicht "durchfahrende und parkende Autos (...) seine Gestaltung bestimmen und die Aufenthaltsqualität stören." Entschieden kämpfte sie gegen Bürgermeister Cremers "Politik der Desinformation" und forderte "mehr Offenheit und Transparenz, das heißt konkret mehr Informationen für Bürger und Stadtrat."

Gerda Bartlechner war 1996 zusammen mit Wolfgang Erler und Sepp Wittmann in den Stadtrat Tittmoning gewählt worden, dem sie bis 2008 angehörte. Sie war eine gute Stadträtin, obwohl - oder gerade weil - sie keine gebürtige Tittmoningerin war und noch gar nicht lange hier lebte:

"Als ich 1996 erfuhr, dass ich in den Stadtrat einziehen würde, habe ich mich schon gefragt, ob das wohl gut gehen wird? Ich war ja erst im Jahr 1994 fest nach Wiesmühl umgezogen. Zwar hatte ich vorher schon einen großen Teil meiner Zeit in der Gemeinde verbracht, weil mein Mann hier geboren ist und weil wir uns auch schon vor 20 Jahren das Haus gekauft hatten, in dem wir heute wohnen. Aber meinen Lebensmittelpunkt hatte ich erst seit 1 ½ Jahren in Tittmoning. Ich machte mir Sorgen, weil ich mich natürlicherweise noch nicht so gut in unserer Gemeinde auskannte und wenig über Zusammenhänge und Beziehungen wusste. Rückblickend sage ich, das war gar kein Nachteil. Ganz im Gegenteil! Ich konnte an vieles völlig unbelastet und neutral herangehen und wo ich Informationen brauchte, da habe ich sie mir geholt."

Bereits vor ihrem Zuzug nach Tittmoning hatte sie Verantwortung als Gemeinderätin getragen. In der Stadtratsarbeit baute sie auf sachliche und faire inhaltliche Auseinandersetzung, sie arbeitete gründlich und fundiert, war immer gut informiert und bestens vorbereitet. Sie war klug und gebildet und angenehm im Umgang: freundlich, hilfsbereit, zuverlässig.

Gemeinsam mit Sepp Wittmann ermutigte Gerda Bartlechner Dirk Reichenau 2001, den SPD-Ortsvereinsvorsitz in Tittmoning zu übernehmen. In Tittmoning hat sie sich wohlgefühlt und gern gelebt. Die schwere Erkrankung ihres Mannes Manfred führte dann dazu, dass beide nach Traunstein umzogen, wo sie bis zuletzt im SPD-OV aktiv war.

Dass es den SPD-Ortsverein Tittmoning immer noch gibt, dass die SPD heute einen der drei Bürgermeister stellt, ist zum großen Teil ihr Verdienst.

Wir alle haben Gerda Bartlechner viel zu verdanken. Wir sind sehr traurig, dass wir sie mit ihrem Wegzug aus den Augen und jetzt für immer verloren haben.

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