Vorstandswahlen bei der Tittmoninger SPD: "Jeden, der hier wohnt, ernstnehmen!" - Dirk Reichenau bleibt Vorsitzender

Beschreibung: Der neue Ortvorstand der Tittmoninger SPD (v.l.): Dr. Gerda Poschmann-Reichenau, Dirk Reichenau, Alexander Spirkl, Susanne Thomas und Florian Buchwald. Urheberrecht: Rolf Seiffert

14. April 2019

Tittmoning. (gpr.) Bei ihrer Jahreshauptversammlung im Café Bäckerhaus wählten die Mitglieder der Tittmoninger SPD einen neuen Vorstand. Zum Vorsitzenden wurde einstimmig wieder Dirk Reichenau gewählt, der seit mittlerweile 15 Jahren die Ziele und Inhalte der Tittmoninger SPD im Stadtrat vertritt und seit 2014 auch dritter Bürgermeister ist. Ihm zur Seite stehen als Stellvertreter/innen Susanne Thomas und Florian Buchwald. Den Posten des Schatzmeisters vertraute die Versammlung wieder Alexander Spirkl an, die Kassenprüfung übertrug man Alexandra Jilg und Hans Thalhauser, zur Schriftführerin wurde Gerda Poschmann-Reichenau gewählt.

Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden

Der alte und neue Vorsitzende Dirk Reichenau blickte in seinem Rechenschaftsbericht zurück auf zwei Jahre Aktivitäten der Tittmoninger SPD, von Informationsveranstaltungen zu kommunal-, landes- und bundespolitischen Themen über den Bürgerdialog zur Umgestaltung des Unteren Burgfelds bis hin zur alljährlichen Beteiligung am Kinderprogramm der Stadt. Schwerpunkt sei natürlich die Arbeit im Stadtrat. Ein wichtiges Thema dort und entsprechend ein großer Posten im Haushalt sei alljährlich die Kinderbetreuung. Reichenau bedauerte, dass nach dem Versäumnis, im Hüttenthaler Feld seinerzeit einen Kindergarten zu errichten, wie ursprünglich in der Planung mit gutem Grund vorgesehen, der Fehler jetzt wiederholt worden sei: Anstatt, wie von der SPD gefordert, in der neu zu errichtenden Siedlung im Gelände "Am Bahnhof" ein neues Kinderbetreuungszentrum vorzusehen, habe man weiter in das mit seiner Architektur dankbar ungeeignete ehemalige Klostergebäude an der Augustinerstraße investiert. Dass mit dem Zuzug junger Familien der Bedarf weiter wachsen werde, sei bereits absehbar, aber die Stadtratsmehrheit habe sich leider gegen eine weitsichtige, zukunftsweisende Lösung entschieden. "Das sind Fehlentwicklungen, die uns wieder einholen werden", so Reichenau.

Kommunaler Wohnungsbau in Tittmoning – Fehlanzeige!"

Wohnungsbau in Eigenverantwortung der Stadt werde immer wieder mit dem Hinweis auf den steigenden Verwaltungsaufwand abgelehnt. Mit der "Symbolpolitik" der Stadtratsmehrheit sei man nicht einverstanden. Immer mehr Arbeitskreise und Gutachten könnten kein entschlossenes und pragmatisches Handeln ersetzen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarteten zu Recht, dass die Kommune ihre verfassungsgemäßen Kernaufgaben zum Gestalten und positiven Verändern wahrnehme.

Oft fehle hier der Mut zu großen Schritten, und notwendige Entwicklungen würden verschleppt oder sogar verhindert. Statt die unbebauten Grundstücke in bester Lage des Hüttenthaler Feldes ("Wohnhöfe") in eigener Regie schnell und kostengünstig zu bauen, würden Architektenbüros mit Eigentümerfindungen betraut. Auch die zögerliche Umgestaltung des Stadtplatzes sei dafür ein gutes Beispiel: "Das geht zwar mit dem den Stadtrat beratenden Lenkungsausschuss in die richtige Richtung, aber vor dem großen Wurf hat man Angst."

Obwohl sich die Stadträte von einem Gutachter zu Parkraumalternativen für teures Geld kürzlich habe bescheinigen lassen, dass 25 % der Fläche des Stadtplatzes sofort problemlos vom ruhenden Verkehr freigehalten werden könnten, werde dies seit Jahren nicht gestalterisch umgesetzt. Nur mit Hartnäckigkeit und Ausdauer könnten langfristige Ziele wie eine Verlagerung des Durchgangsverkehrs aus dem historischen Stadtkern oder bedarfsgerechte gute Kinderbetreuung erreicht werden.

Auch Kommunalpolitiker seien Ehrenamtliche und verdienen Respekt!

Er lasse sich aber nicht entmutigen, betonte Dirk Reichenau. Auch wenn er immer wieder enttäuscht sei über den Mangel an Entschiedenheit und klaren Konzepten dort, so müsse man in der Politik eben zu Kompromissen bereit sein, sagte der Vorsitzende. Die SPD werde weiterhin für eine soziale Stadt eintreten, "in der wir jeden, der hier wohnt, ernstnehmen."

Reichenau plädierte auch für mehr Respekt im Umgang miteinander. Oft werde vergessen, dass auch Kommunalpolitiker Ehrenamtliche seien, die ihre Freizeit und Energie dafür einsetzen, das Gemeinwesen zu verbessern. Die politischen Parteien lieferten dafür wichtige Konzepte und Kompetenzen. Wer durch sein politisches Engagement Verantwortung übernehme, über Tagesprobleme hinausdenke und größere Zusammenhänge zu gestalten gewillt sei, leiste einen wichtigen Beitrag zur Zukunft der Stadt – "mehr als die im Internet so gut vernetzten Wutbürger und Besserwisser, die immer nur hinausschreiben, was ihnen gerade nicht passt".

Am 26. Mai ist Europawahl

In diesem Sinne rief Reichenau die Versammelten auf, am 29. April an der Veranstaltung "Europa jetzt!" mit der Rosenheimer Abgeordneten Maria Noichl zur Europawahl im Traunsteiner "Schnitzlbaumer" teilzunehmen. Die Europawahl am 26. Mail sei eine wichtige Volksabstimmung für das "Friedenswerk der Europäischen Verständigung", Rechte Extremisten und Antidemokraten "sollten draußen bleiben", so Reichenau. Auch an der Kundgebung des Tachertinger Ortsvereins zum 100jährigen Jubiläum sozialdemokratischer Aktivitäten dort am 1. Mai wollen die Tittmoninger sich beteiligen.

Teilen