Traunstein. Der teilweise dramatische Rückgang an Biodiversität, also der Vielfalt an Leben in der Natur, wird vor allem bei Insekten, Bienen, Schmetterlingen und Vögeln immer deutlicher. Daher komme das Volksbegehren zur Artenvielfalt zur rechten Zeit, fasste Fraktionschefin Waltraud Wiesholler-Niederlöhner die einhellige Meinung der SPD-Räte im Traunsteiner Kreistag zusammen. Man werde dem Ansuchen von ÖDP-Kollegin Dr. Ute Künkele, der Sprecherin des lokalen Bündnisses "Artenvielfalt –Rettet die Bienen", gerne nachkommen, und dafür werben, dass sich möglichst viele Wahlberechtigte in den Rathäusern einfinden und in die Liste des Volksbegehrens eintragen. Denn zwischen dem 31. Januar und dem 13. Februar 2019 sollten sich zehn Prozent der Wahlberechtigten eingetragen haben, dies sind in Bayern etwa eine Million Menschen, damit der Landtag über entsprechende Änderungen des bayerischen Naturschutzgesetzes beraten muss.
"Bei allem guten Willen und Fachwissen der heimischen Landwirte steht doch außer Frage, dass wir bei der Landbewirtschaftung nicht mehr so weiter machen können wie bisher", betonte Kreisrat Dirk Reichenau, der als Vorstandsmitglied des Traunsteiner Landschaftspflegeverbandes und Mitglied des Umweltausschusses die grundsätzlichen Forderungen des Volksbegehrens erläuterte. "Niemand wird heute noch bestreiten können, dass die Freihaltung von Gewässerrandstreifen dringend geboten sind, dass Feldhaine und Hecken in der Landschaft fehlen, dass Umweltgifte zwar in der Landbewirtschaftung "praktisch", aber auf Dauer für viele Spezies immer auch tödlich sind."
Daher seien die Kernforderungen des Volksbegehrens wie etwa eine Steigerung von ökologisch bewirtschafteten Flächen vollkommen richtig, wie Fridolfings Bürgermeister Hans Schild anfügte, nicht umsonst sind die Gemeinden des Rupertiwinkels Mitglied in der Ökomodellregion, um gerade diesem Ziel in Zusammenarbeit mit der Landwirtschaft näher zu kommen. Das benachbarte Oberösterreich mache vor, wie dies mit der nötigen Unterstützung der dortigen Regierungen gut funktionieren kann. Daneben bemühen sich viele Städte und Gemeinden um blühende Wiesen in ihrem Zuständigkeitsbereich; Ausgleichsflächen dienen vermehrt als Nahrungsgrundlage und Rückzugsgebiete für Bestäuber und Vögel.
Auf Freiwilligkeit beruhende Aktionen wie der "blühende Landkreis" oder die Übernahme der Kosten durch den Landkreis für das Saatgut der blühenden "durchwachsenen Becherpflanze", kurz Silphie, als Alternative zur Maispflanze in Zusammenarbeit mit Landwirten und den Maschinenringen, seien vielversprechend und haben die Unterstützung der SPD im Landkreis, wie Dr. Bärbel Kofler betonte. Dies könne aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es immer weniger naturbelassene Wiesen und Weiden in der Landschaft als Rückzugsgebiete für Insekten und Vögel gebe, eine Negativentwicklung, wie die Traunsteiner Bundestagsabgeordnete feststellte, die im Rahmen der Gesetzesinitiative des Volksbegehrens nach mehr Blühwiesen ihren Niederschlag findet.