Tittmoning.
Zur Schulwegbegehung der Tittmoninger SPD kamen am Freitag besorgte Eltern und Anwohner der B 20. Im Gespräch mit Drittem Bürgermeister Dirk Reichenau wurde klar, wie lang und beschwerlich der Weg vom Erkennen der Gefahrenstellen bis zu ihrer Entschärfung oft ist. Bereits erreichten Verbesserungen stehen zahlreiche alte und neue Problemstellen gegenüber. Reichenau versprach, weiterhin für mehr Fußgängersicherheit und für eine Verbannung des reinen Durchgangsverkehrs aus der Stadt zu kämpfen. Das größte Problem stellt derzeit offenbar der Weg von der Siedlung „Tittmoning Nord“ ins Stadtzentrum dar.
Beginnend am Pillerfeld, gingen die Teilnehmer des Spaziergangs zum Schulhof, von dort zum Gerberberg und schließlich ins Hüttenthaler Feld. Die Anbindung der neuen Siedlung im Süden der Stadt für Fußgänger und Radfahrer ist durchs Wohngebiet „Unteres Burgfeld“ über Gaisberg- und Untersbergstraße weitgehend problemlos gelöst, stellte man fest. Problematisch wird es, sobald die B 20 gequert werden muss. Die Überquerungshilfen auf Höhe der Bushaltestellen, der Einfahrt zu den Märkten und beim Friedhof sollten, so die Meinung der Teilnehmer, etwa durch mit Warnblinkanlagen versehene Schilder oder Bedarfsampeln sicherer gemacht werden. „Gerade am Friedhof könnte und sollte man jetzt rasch handeln, das Problem ist mit einer Bedarfsampel lösbar und die Gegenargumente nicht nachzuvollziehen“, meinte Reichenau. Gefährlich wird es auch überall, wo Autos aus den Siedlungen in die B 20 einfahren. Hier sollte man, wie seinerzeit auf Antrag der SPD an der Traunsteiner Straße geschehen, durch zusätzliche Fahrbahnmarkierungen auf die querenden Fuß- und Radwege aufmerksam machen. Die Situation bei der Einfahrt zu den Märkten bezeichnete Reichenau als „ungeeignetes Provisorium“, da die Sicht für ausfahrende Fahrzeuge sehr schlecht sei: „Da fährt man auf Verdacht.“ Für einen Kreisverkehr reiche der Platz nicht aus, Verkehrsspiegel könnten nur vom Baulastträger angeordnet werden, und ihre Wirksamkeit sei dort sowie bei Straßenverkehrsbehörden und Polizei höchst umstritten. Denkbar sei eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Tempo 30 von hier bis zum Stadttor. „Das macht natürlich nur Sinn, wenn die Höchstgeschwindigkeit auch eingehalten wird, deshalb sind wir froh, wenn jetzt die Verkehrsüberwachung kommt“, so Reichenau.
Nicht nur Gefahren - auch Lärm und Abgase nehmen zu
Anwohner bestätigten, dass sich auf der Bundesstraße kaum jemand außerhalb der Stadttore an die jetzt bereits vorgeschriebenen maximal 50 km/h halte: „Aus der eigenen Ausfahrt in die B 20 einzubiegen, ist extrem schwierig.“ Aber nicht nur die Sicherheit war Thema, sondern auch die Lärm- und Abgasbelastung an der B 20, den die Sozialdemokraten ja bei ihrem Stammtisch in einem Gastgarten am Stadtplatz leidvoll erfahren haben. „So schlimm wie in diesem Sommer war es noch nie“, klagte ein Anwohner. Josef Wittmann unterstrich, Tittmoning sei der einzige Ort, wo die B 20 noch mitten durch einen historischen Stadtkern von dieser Qualität führe. „Das muss geändert werden!“ Am Schulhof traf man auf weitere besorgte Eltern vor allem aus der Siedlung „Tittmoning Nord“, die auf neuralgische Punkte beim Weg zu Kindergarten und Schule hinwiesen: Verkehrschaos durch Hol- und Bringverkehr in der Augustinerstraße, zugeparkter Fußweg und fehlende Beleuchtung des Durchgangs beim Bachgaßl, schwierige Querung der B 20 an der Hartlgasse, verengter Fußweg besonders im Winter zwischen Stadttor und Lutzengasse, vor allem aber die Situation am Gerberberg und Burghausener Berg. Die Eltern hatten kein Verständnis dafür, dass „Bundesstraßenrecht“ auch im Innenstadtbereich gelten soll, und brachten Beispiele aus anderen Orten, wo auch an Bundesstraßen durchaus Zebrastreifen und Ampeln für Schutz der Fußgänger sorgen. Sie fragten nach, wer hier eigentlich einer Verbesserung im Wege stehe und warum. „Müssen wir wirklich warten, bis einmal ein Unglück passiert?“, fragten sie. Dirk Reichenau verwies darauf, alles hänge davon ab, mit welcher Entschiedenheit sich die Vertreter der Stadt bei der alljährlichen Verkehrsschau dafür einsetzten. Die SPD-Fraktion habe in den vergangenen Jahren zahlreiche Vorschläge eingebracht – „manches konnten wir durchsetzen, anderes müssen wir eben immer wieder fordern.“
Abenteuerliche Situation am Gerberberg
Die abenteuerliche Situation bei der Querung des Gerberbergs, so stellte man fest, ist allerdings schwer zu entschärfen. Die von Reichenau schon vor Jahren vorgeschlagene Niveauangleichung durch Absenkung des gesamten Kreuzungsbereichs sei als zu teuer abgelehnt worden. Anwohner schlugen vor, den Fußgängerüberweg am Gerberberg weiter nach unten zu versetzen, doch auch hierzu gab es geteilte Meinungen. Die Tempo 30-Regelung an der Engstelle am Fuße des Gerberbergs jedenfalls, so war man sich einig, sei viel zu kurz ausgewiesen. Am machbarsten für einen sicheren Schulweg aus dieser Richtung erschien den Teilnehmern zuletzt eine Bedarfsampel zur Querung der B 20 auf Höhe des Alten- und Pflegeheims, von wo auch der empfohlene Schulweg durch den Ponlachgraben und Mühlen- oder Entenstraße zur Schule führt. „Mit einer solchen Ampel, die sich bei überhöhter Geschwindigkeit automatisch einschaltet, kann man auch aus Richtung Burghausen zu schnell einfahrende Fahrzeuge wirksam bremsen“, schlug Alexander Spirkl vor. In Tüßling gebe es eine solche Anlage. Aus dem Hüttenthaler Feld beteiligten sich bedauerlicherweise keine Anwohner, obwohl die Anbindung für Fußgänger, insbesondere Kinder und ältere Menschen, auch aus dieser nun seit 25 Jahren bestehenden Siedlung immer noch nicht zufriedenstellend gelöst ist. Die SPD werde sich weiter darum bemühen, die Anbindung auch dieser Siedlung durch beleuchtete, sichere Wege, die auch von Winterdienst erfasst werden, zu verbessern, versicherte Reichenau. „Es muss ja nicht jeder Weg vom Hüttenthaler Feld in die Stadt mit dem PKW zurückgelegt werden.“