Nicht unumstritten ist der neue Sportpark in der Salzachau bei Tittmoning. Nach dem verheerenden Hochwasser von 2013, bei dem das alte Sportheim bis zur Kellerdecke überschwemmt wurde, war eine neue Lösung unvermeidlich geworden. Nun steht schon seit geraumer Zeit der Neubau, doch die zuletzt für Sommer 2019 angekündigte Eröffnung blieb aus, der Innenausbau scheint zu stocken. Das war der Grund für Alexander Spirkl, bei der letzten Sitzung des SPD-Ortsvereins um Aufklärung über den aktuellen Sachstand zu bitten. Vorsitzender Dirk Reichenau arrangierte kurzfristig eine öffentliche Ortsbegehung mit dem TSV-Vorsitzenden und Verantwortlichen der Bauherrengesellschaft, Andreas Bratzdrum, den Vorständen des Schützenvereins, Josef Sinzinger und Michael Chrzanowski, sowie verschiedenen TSV-Abteilungsleitern. Vor Ort informierten sich zahlreiche Mitglieder und Freunde der örtlichen SPD und besichtigten die Baustelle.
Dirk Reichenau stellte eingangs klar, die SPD habe den Sportanlagen-Neubau von Anfang an befürwortet: „Breitensport ist eine Aufgabe der Stadt – wenn man durch das Hochwasser-programm so großzügige Zuschüsse vom Freistaat bekommen kann, muss man da zuschlagen“. Dass der erste, U-förmige Entwurf 2015 von einer Stadtratsmehrheit gestoppt worden sei, weil der städtische Kostenanteil mit 782.000 € (bei einer damals veranschlagten Gesamtsumme von 4,9 Mio) als zu hoch betrachtet wurde, bezeichnete er als ärgerlich. Als Ergebnis habe man nun einen zweiten, kleineren Entwurf in Form eines „Riegels“ realisiert und lande aufgrund der konjunkturbedingt gestiegenen Kosten bei einem städtischen Anteil in ähnlicher Höhe – und einer Verzögerung um mehrere Jahre. Ausgerechnet diejenigen Fraktionen, die gegen den ersten Entwurf gestimmt und damit die Verzögerung verursacht hätten, beschwerten sich jetzt, dass der Bau noch nicht abgeschlossen sei. „Das ärgert mich. Wenn das erste Konzept durchgegangen wäre, wären wir längst fertig.“ Sicherung der Sportinfrastruktur „Es freut mich, dass Ihr gekommen seid“, begrüßte der TSV-Vorsitzende Andreas Bratzdrum die Gäste. Es sei immer wichtig, sich zu informieren, bevor man sich äußere. Er gab einen kurzen Rückblick über die Entscheidungsabläufe seit dem Hochwasser, das die alten Gebäude schwer in Mitleidenschaft gezogen habe. „Wenn das Wasser damals nicht in den Keller eingedrungen wäre, wäre das ganze Gebäude aufgeschwommen.“ Eine Sanierung habe sich als unwirtschaftlich herausgestellt, die Regierung von Oberbayern habe klargemacht, dass sie nur einen Ersatzneubau fördern würde. „Mit dem neuen Sportheim haben wir die Chance genutzt, unsere Sportinfrastruktur substantiell und nachhaltig zu sichern“, so Bratzdrum. Auch wenn es für den Laien auf den ersten Blick nicht ersichtlich sei, wie ein näher zum Fluss gelegener Bau mehr Hochwassersicherheit bieten könne als das alte Sportheim, so könne man sich auf die Berechnungen der Fachleute verlassen – „selbst die Versicherung bescheinigt uns eine vorbildliche Maßnahme.“ Der aufwendige Planungsprozess sei auch in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden erfolgt. Zum aktuellen Stand der Arbeiten erläuterte Bratzdrum, die derzeitige Verzögerung sei vor allem auf den notwendig gewordenen Antrag auf zusätzliche Fördermittel bei der Regierung von Oberbayern zurückzuführen. „Die Prüfung der Rechtfertigung der gestiegenen Baukosten durch die Behörde und ihre verschiedenen Fachstellen benötigt natürlich Zeit.“ Außerdem sei es bei der aktuellen Baukonjunktur schwierig, Baufirmen für die einzelnen Aufträge zu finden. Auf drei Ausschreibungen habe man zunächst gar keine Angebote erhalten. Erfreulich sei allerdings, dass 80 % der Gewerke an örtliche oder regionale Firmen vergeben werden konnten. Ihm liege auch daran, die oft kritisierten hohen Kosten in Relation zu setzen. Im städtischen Haushalt sei die für den Sportheim-Neubau angesetzte Summe durchaus vergleichbar mit Beträgen, die für andere Vereine investiert werden – „und der TSV 1861 hat 1200 Mitglieder!“ Auch sei zu bedenken, dass mit dem Siedlungsausbau zugleich das Angebot an Freizeiteinrichtungen wachsen müsse. Derzeit plane man, bis Jahresende den allergrößten Teil des Baus fertig zu bekommen. Die Aufträge für Decken, Türen, Böden etc. seien alle erteilt. Er hoffe auf eine Einweihung im April 2020. Rundgang durch altes und neues Sportheim Beim Rundgang zeigten die „Hausherren“ Andreas Bratzdrum und Josef Sinzinger den interessierten Teilnehmern zunächst die Hochwasserschäden im bestehenden Sportheim – Schimmel in den Kellerwänden, die Kegelbahn komplett ausgeräumt und gesperrt, weil unbenutzbar. Aber auch unabhängig vom Hochwasser sei die beengte Situation mit zwei Umkleiden für meist vier verschiedene Mannschaften und einer kleinen Gasküche dem Sportbetrieb längst nicht mehr angemessen. Dann besichtigte man die drei leicht gegeneinander versetzten Bauteile des dank eines Aufzugs barrierefrei zugänglichen neuen Sportheims. Dabei wurde klar: Auch wenn man es von außen nicht sieht, sind die Innenarbeiten in vollem Gange. Beeindruckt zeigten sich die Besucher vom hellen Fitnessraum, der für verschiedene Gymnastik-, Tanz- und Turngruppen zur Verfügung stehen wird, vom Geräteraum daneben und den großzügigen, in ausreichender Zahl vorhandenen Umkleiden, auch fürs Schiedsrichtergespann. Zwischen dem TSV- und dem Schützentrakt liegt die Gaststätte mit neuer Elektroküche und Sicht aufs Fußballfeld. Der Gastraum ist mit einer mobilen Trennwand teilbar, so dass Schützen und TSV ihn durchaus auch gleichzeitig unabhängig voneinander nutzen können. „Der Raum ist natürlich auch offen für andere Veranstaltungen“, betonte Bratzdrum, ebenso wie man beim Belegungsplan für den Gymnastikraum externe Nutzer auf Antrag berücksichtigen könne. Verbesserungen auch für die Schützen Durch den Bauteil 1 mit eigenem Eingang und zwei Schießständen führte Josef Sinzinger von den Tittmoninger Schützen. Auch für sie bringt die neue Lösung einige Verbesserungen wie einen Umkleideraum, einen eigenen Tresorraum im Keller für die sichere Lagerung von Waffen und Munition und einen Auswertraum der jetzt elektronischen Schießkarten. Ein Problem sei noch die Schallisolierung im oberen Schießstand. Sinzinger erläuterte, neben der Nutzung durch die Tittmoninger Schützen seien die Schießstände auch durch Gastvereine etwa aus Freilassing, Törring oder Fridolfing ausgelastet. Andreas Bratzdrum erklärte auch die Anlagen für Lüftung, Abwasser und Heizung, die mit Luftwärmepumpe und Wärmerückgewinnung selbstverständlich im Einklang mit der ENEV stehe. Im Untergeschoss des Bauteils 3 sei schließlich wieder eine Kegelbahn vorgesehen – „eine schöne Freizeiteinrichtung, die wir in Tittmoning immer gehabt haben.“ Da im reduzierten Entwurf wieder nur eine zweibahnige Anlage Platz gefunden habe, erfülle diese allerdings leider nicht die Wettkampfanforderungen. Dennoch wolle man diese Abteilung im Verein wieder aufbauen. Er betonte auch die Eigenleistung der beiden beteiligten Vereine am Neubau des Sportheims. Dirk Reichenau bedankte sich abschließend im Namen der Tittmoninger SPD für diese informativen Einblicke und erklärte, von diesem Projekt werde die Stadt viele Jahrzehnte lang profitieren.