Tittmoning. Die Einrichtung eines regelmäßigen Stammtischs bei der Tittmoninger SPD bewährt sich: Auch am vergangenen Montag trafen sich wieder die Aktiven des Ortsvereins im Gastgarten der Koch- und Backmeisterei. Der Treffpunkt am Stadtplatz mit Blick auf die vom Verkehr freigestellten und frisch "erblühten" Flächen rund um Florianibrunnen und Skulpturen, aber auch unmittelbar an der B 20, deren Autolärm selbst abends noch die Gesprächsqualität deutlich beeinträchtigte, lieferte eines der Themen. Denn die Freistellung der Flächen rund um die Denkmalensembles und die Verbannung des Durchgangsverkehrs aus der Altstadt steht schon "seit Ewigkeiten" im Wahlprogramm der SPD.
"In der Kommunalpolitik muss man eben einen langen Atem haben", stellte 3. Bürgermeister Dirk Reichenau fest und forderte, jetzt müssten nach dem Provisorium mit den Pflanzkübeln bald auch bauliche Maßnahmen folgen, um die Parksituation zu klären und um zu verhindern, dass Autofahrer etwa die Sitzbänke rund um die Denkmäler nach Lust und Laune verschieben. "Man muss sich nur die Innenstädte etwa von Neuötting oder Burghausen ansehen, dann kann man sich vorstellen, was auch hier bei uns möglich wäre."
"Aktiv gestalten, statt zu reagieren"
Die Anwesenden waren sich einig, dass man in Tittmoning zu lange immer nur reagiert habe, anstatt Projekte der Stadtentwicklung langfristig und konsequent zu verfolgen. "Man muss auch mal große Schritte tun", forderte Reichenau. Bei der Parkraumsituation habe der Stadtrat leider die Gelegenheit versäumt, die sich mit der Neugestaltung des ehemaligen Brückner-Geländes biete: "Eine Tiefgarage wäre dort unserer Meinung nach am richtigen Platz gewesen, wenn da ohnehin schon eine Großbaustelle entsteht." Da dieser Vorschlag keine Mehrheit gefunden habe, diskutiere man nun ein Parkdeck in der Wasservorstadt und eine Tiefgarage am Stadtplatz. Im Grunde genommen sei es aber egal, wo Ausweichparkplätze entstehen. Wichtig sei, daß dies endlich angegangen werde, um Räume am Stadtplatz "vom Blech zu befreien".
Weitblick wünsche sie sich auch bei der Planung zur Kinderbetreuung, meinte Gerda Poschmann-Reichenau. Natürlich könne niemand die genaue Entwicklung der Geburtenrate voraussagen, aber "hier sollte die Kommune aktiv gestalten und attraktive Angebote schaffen, anstatt nur zu reagieren." Von der Mittagsbetreuung im Klassenzimmer über ein jahrlanges Provisorium im Container mit ehrenamtlicher Betreuung bis zum Haus für Kinder, das jetzt schon wieder aus allen Nähten platze, habe die Kommune sich immer nur stückchenweise bewegt. Ein großzügiger Neubau mit flexiblen Modulen könne aber – je nach Bedarf - neben der Kinderbetreuung auch einer Begegnungsstätte für Senioren, einem Generationencafé oder anderen sozialen Projekten Raum bieten. Die für die Angliederung des Khuenburgsaales – der für Kurse und Kulturveranstaltungen jetzt schmerzhaft fehle - an den Benedikt-Kindergarten verwendeten Gelder hätte man besser in ein solches Projekt investiert, anstatt ein altes Provisorium zu erweitern, stellte Stadtrat Josef Wittmann fest. Dann müsste man auch jetzt nicht nach einem Standort für die dringend nötigen zusätzlichen Krippenplätze suchen.
"Diese Arbeit gehört in den Stadtrat"
Diese Forderung der SPD-Fraktion sei ungehört verhallt, bedauerte Reichenau: "Jetzt wirft man uns vor, nicht im Arbeitskreis Kinderbetreuung mitzuarbeiten, der keinerlei Entscheidungen treffen kann." Nur widerwillig seien Konrad Schupfner und der Stadtrat seiner Idee gefolgt, das Areal des jetzigen Bauhofs zukünftig für ein modernes Kinderbetreuungszentrum zu nutzen und den Bauhof funktionsgerecht an anderer Stelle neu zu errichten. "Ich habe keine Lust, Zeit in reinen Diskussionsgremien zu verlieren. Diese Arbeit gehört in den Stadtrat!", so Reichenau. Immerhin sei die Suche nach einem geeigneten Standort für einen neuen Bauhof, "der auch dringend ein neues, geeigneteres Zuhause braucht", in den entsprechenden Stadtratsbeschluss mit aufgenommen worden. Die Suche nach einem geeigneten Grundstück dafür gehöre ganz oben auf die Agenda, sei aber ausschließlich Aufgabengebiet des Ersten Bürgermeisters.
Das Gleiche gelte für das Thema Wohnungsbau: "Viel Gerede, nicht eine konkrete Maßnahme." Als jüngstes Beispiel nannte der Vorsitzende den Wohnhof II im Hüttenthaler Feld: Statt – wie von der SPD gefordert - den Architekten Bernhard Landbrecht, den "Erfinder" des Hüttenthaler Feldes, mit der Umsetzung des II. Wohnhofs zu beauftragen und die Gebäude dann mit einer hiesigen Baufirma zu bauen und anschließend zu verkaufen, werde vom Bürgermeister und der Stadtratsmehrheit ein Planungsbüro beauftragt, um eine private Bauherrengemeinschaft auszuloten. "Brutto 34.124,44 € erhalten Frau Häupl und Frau Seeholzer von der Firma "Orte gestalten" aus München dafür, dass fünfzehn Bauwerber ihre Befindlichkeiten austauschen können", so Reichenau. Dies habe mit kommunalem Wohnungsbau nichts zu tun.
Öffentlicher Nahverkehr, die Situation der Feuerwehren, Industrieansiedlung und die Kommunalisierung der Stromversorgung: Die kommunalpolitischen Themen gingen nicht aus beim angeregten Gespräch am SPD-Stammtisch. Das nächste Treffen findet am 5. August statt.