Zu Beginn ihrer Versammlung am vergangenen Freitag gedachte die Tittmoninger SPD ihrer Verstorbenen des letzten Jahres. Vorsitzender Dirk Reichenau erinnerte an das langjährige treue Mitglied Rüdiger Führich, dessen Liebe dem Fußball gegolten hatte, und an Hermine Sentesch, die in früherer Zeit den Tittmoninger Ortsverein geleitet hatte. Der bereits im vergangenen Oktober verstorbene Astener Willy Böhm sei zwar nie der Partei beigetreten, doch nach seinem Erfolg auf der SPD-Liste bei der Kommunalwahl 2008 sei er für diese im Stadtrat gesessen und habe fünf Jahre lang engagiert als Kulturreferent gewirkt. Die Zeit in der SPD-Stadtratsfraktion mit Willy Böhm und Wolfgang Erler habe er in sehr guter Erinnerung, erklärte Reichenau. Nach dem Totengedenken konnte der Vorsitzende Rolf Seiffert als Neumitglied begrüßen.
Aktuelles vom Sportheim bis zum Stadtplatz
Dass seit der letzten Versammlung viel Zeit verstrichen war, erklärte Reichenau damit, Josef Wittmann und er hätten als Stadträte viel zu tun gehabt. Er lobte, Wittmann bringe als höchst aktiver Kulturreferent "viel vorwärts". Die beiden stellten sich zunächst den Fragen der zahlreich anwesenden Mitglieder zu kommunalen Themen der jüngsten Zeit. Ex-Stadtrat Wolfgang Erler erkundigte sich nach dem Stand der Dinge beim geplanten Neubau der Firma Brückner in Abtenham und erfuhr, derzeit warte die Firma den Ausgang der Bund Naturschutz-Klage ab. Ein Urteil sei im Juli zu erwarten, vorher stünden die Bauarbeiten still. Weitere Themen waren u.a. die zu erwartenden Mehrkosten bei der Sanierung des Pedrohauses in der Burg durch Auflagen des Denkmalschutzes und die Auswirkungen der in der historischen Altstadt eingeführten Parkzeitbeschränkung. Der Vorsitzende erläuterte, da der Altstadt-Lenkungsausschuss sich um Einbindung aller Betroffenen bemühe und Entscheidungen einvernehmlich treffe, dauere vieles etwas länger. Er jedenfalls freue sich, dass man durch die neue Parkregelung "vom Platz jetzt wieder was sieht". Wie von der SPD schon seit Langem vorgeschlagen, werde der Lenkungsausschuss am kommenden Samstag andere vorbildliche Altstädte besichtigen, um sich Anregungen für die Freihaltung und weitere Gestaltung der hinzugewonnenen Flächen zu holen. Nachgedacht werde derzeit über mobile Systeme. Zur künftigen Regelung für die Gastgärten auf dem Stadtplatz erklärte Josef Wittmann auf Frage von Florian Buchwald, man strebe ein einheitliches, einladendes Gesamtbild an. Dazu sei die Altstadtsatzung bereits umformuliert worden, Holzterrassen und Windschutz (soweit durchsichtig) seien nach wie vor zulässig. Inwieweit man mit baulichen Maßnahmen wie etwa Pflasterung zur Einheitlichkeit beitragen wolle, könne man wohl erst nach Ende dieser Saison festlegen. Alexandra Jilg aus Kay wies auf die Gefahrensituation an der dortigen Bushaltestelle hin, wo aus Traunstein ankommende Fahrgäste, auch Kinder, die viel befahrene St2105 ohne Hilfe überqueren müssten. Man beriet über Möglichkeiten für eine Entschärfung der Situation. Auch die Dorferneuerung in Asten und der geplante Sportheim-Neubau waren Thema. Reichenau bezeichnete es als Aufgabe der Stadt, im öffentlichen Raum zu investieren: "Wir sind keine Sparkasse, sondern sollen gestalten."
Als Alexander Spirkl mit Blick auf den schlechten Zustand der TS 16 (Schwerlastumfahrung) fragte: "Wann passiert da endlich was?", stellte der Vorsitzende die SPD-Initiative zu deren Ausbau vor, der seiner Meinung nach über das kurze Stück zur Anbindung an das neue Brückner-Gelände hinausgehen muss. Die SPD werde daher die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens für die Neutrassierung zwischen der Kreuzung bei Ledern und der an der B 20 beantragen. Dem müssten natürlich eine Variantenanalyse mit entsprechenden Plänen und eine Umweltverträglichkeitsstudie vorausgehen. Ziel sei ein vernünftiges und zukunftssicheres Umgehungsstraßensystem für die Stadt. Die Investitionssummen für den dringend notwendigen Straßenneubau stünden im Kreishaushalt seit Jahren ungenutzt bereit. Da bisher alle Bemühungen der Landkreisverwaltung und der Stadt Tittmoning, die benötigten Flächen sicher zu stellen, erfolglos geblieben seien, müsse man jetzt die Handlungsfähigkeit des "Bauherrn" beim Grunderwerb verbessern. Reichenau betonte, er sei der Meinung, dass der künftige Verlauf Ramsdorf umfahren müsse und dass man auch einen begleitenden Radweg planen solle. Es gelte jetzt zunächst, das Wünschenswerte aufzuschreiben, um dann die Machbarkeit zu prüfen. Auch zur Anschaffung eines neuen Mannschaftstransportfahrzeugs für die Kirchheimer Feuerwehr hat die SPD einen Antrag vorbereitet. Der Feuerwehrbedarfsplan werde zwar frühestens im Herbst 2016 vorliegen, doch solle man, so Reichenau, schon jetzt Mittel für die notwendige Anschaffung im Nachtragshaushalt einstellen, damit die Ausschreibung, sofern der Plan dafür spreche, dann umgehend erfolgen könne. Der entsprechende Antrag der FFW Kirchheim datiere vom September 2015, und man solle die "Erfolgsgeschichte" dieser heimischen Wehr, die einmal kurz vor der Auflösung stand und jetzt sechzig Aktive und eine vorbildliche Jugendarbeit vorweisen könne, nicht unnötig bremsen.
Bericht über die Arbeit des Helferkreises
Als Gast hatte der Ortsverein diesmal Adrienne Baumann eingeladen, die von der Arbeit des Tittmoninger Helferkreises berichtete. Reichenau würdigte einleitend das Engagement der zahlreichen Ehrenamtlichen, die sich vor Ort für Flüchtlinge und Asylbewerber einsetzen, und betonte, dies – und nicht die unhaltbaren und teils mörderischen Zustände an den Außengrenzen der "Festung Europa" – sei das Gesicht eines Europa, wie er es sich wünsche. Adrienne Baumann, die sich freute, in der Runde auch viele bekannte Gesichter aus der Helferarbeit zu sehen, erläuterte die Strukturierung des Tittmoninger Helferkreises in einzelnen Teams mit verschiedenen Zuständigkeiten und gab einen Rückblick auf die Aktivitäten und Veränderungen seit vergangenem Herbst. Dass seit Februar eine halbe Stelle bei der Stadtverwaltung für diese Arbeit besetzt sei, sei eine große Hilfe. Man habe es insgesamt mit "wahnsinnig viel Bürokratie" zu tun, und obwohl der Helferkreis in Tittmoning gut – im landkreisweiten Vergleich ihrer Meinung nach sogar "mit Abstand am besten" ¬– aufgestellt sei, brauche man zusätzliche Unterstützer für immer neu anfallende Aufgaben. Positiv sei zu vermelden, dass man bald wohl abends (also auch berufsbegleitend) Integrationskurse in Tittmoning anbieten könne, deren Besuch zwar nicht offiziell verpflichtend, aber bei anerkannten Flüchtlingen Voraussetzung für ein weiteres Bleiberecht nach Ablauf der ersten drei Jahre sei. Derzeit lebten in Tittmoning 66 Asylbewerber und 15 inzwischen anerkannte Flüchtlinge. Nur zwei Männer seien nach ihrem Anerkennungsbescheid weggezogen, die meisten wünschten sich, hier zu bleiben. Für diese Neu-Tittmoninger Wohnungen und Arbeitsplätze zu finden, sei jetzt und in Zukunft wohl die größte Aufgabe. In der Diskussion würdigte Anna Auer die Referentin und Hannes Lanser, der mit ihr den Helferkreis leitet, als "Riesen-Glücksfall" für Tittmoning. Beide seien hoch motiviert und arbeiteten wunderbar zusammen. Baumann lud abschließend noch alle ein, das Café International als Treffpunkt mit den Asylgästen zu nutzen. Es findet regelmäßig immer am 3. Freitag des Monats im Pfarrheim statt, zum nächsten Mal am 17. Juni.
Der Vorsitzende beschloss die Sitzung mit Dank an die Referentin und dem Hinweis auf den SPD-Beitrag zum Kinder-Ferienprogramm. Luise Wittmann bietet diesmal wieder eine Kunstaktion an, bei der die 7-10jährigen am 2. September mit den Techniken der Frottage und Collage den Stadtplatz "abbilden" werden.
Bericht von Gerda Poschmann-Reichenau