Bei seiner gut besuchten Jahreshauptversammlung hat der SPD-Ortsverein Tittmoning am vergangenen Freitagabend im Café im Alten Bäckerhaus einen neuen Vorstand gewählt, der neben altbekannten auch neue Gesichter umfasst. Vorsitzender bleibt für weitere zwei Jahre Dirk Reichenau. Seine Stellvertreter Florian Buchwald und Anna Auer bringen ebenso wie die neue Schriftführerin, die aus Fridolfing zugezogene Susanne Thomas, frischen Wind in die örtliche Arbeit der Sozialdemokraten. Auf die reiche Erfahrung des langjährigen Stadtrats Wolfgang Erler sowie seines aktuellen Stadtratskollegen und Kulterreferenten Josef Wittmann muss Reichenau deshalb nicht verzichten. Sie werden dem Vorstand künftig ebenso als Beisitzer angehören wie Sebastian Deser, der als Vertreter der Jusos in diese Funktion berufen wurde. Die Kasse wird künftig Alexander Spirkl führen. Alexandra Jilg und Hans Thalhauser stellten sich als Revisoren zur Verfügung.
Für ein Gelingen der Integration
Der Vorsitzende umriss in einem engagierten Rechenschaftsbericht die Grundpositionen der Sozialdemokratie, Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität, und erläuterte, wie diese sich in der kommunalen Arbeit niederschlagen. Am Beispiel Zuwanderung und Asyl lobte er den engagierten Einsatz des Helferkreises vor Ort, dem auch viele der Anwesenden angehörten, beim beherzten täglichen Lösen ganz praktischer Probleme. Die Aktivitäten von Bund und Land hingegen kritisierte er als "zögerlich". Die Tittmoninger SPD habe das Thema Migration in zwei Veranstaltungen mit Dr. Josef Heringer und Adrienne Baumann als Referenten aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Man stelle sich entschieden einer "Radikalisierung der Meinungskultur" entgegen, die derzeit um sich greife. In der Bundesregierung, so stellte Reichenau klar, seien es immer wieder die SPD-geführten Ministerien für Umwelt, Justiz, Arbeit/Soziales und Wirtschaft, die in den kontroversen Debatten der Großen Koalition mit einer klaren Linie für Solidarität und Humanität dafür sorgten, dass die für ein Gelingen der Integration dringend notwendigen Gelder zur Verfügung gestellt würden. Innerparteiliche Kritik an der Linie der Bundespartei und kontroverse Debatten halte er gelegentlich durchaus für notwendig. Wichtig sei jedoch auch ein Zusammenhalten gegen den erstarkenden Rechtspopulismus.
Die Kommune selbstbewusst gestalten
Was die politische Arbeit im Stadtrat angehe, so setze sich die SPD von jeher für ein solidarisches, innovatives und friedliches Miteinander ein. Reichenau plädierte für ein selbstbewusstes Handeln aus Zuversicht ohne Angst vor Entscheidungen. Dem Gefühl der Überforderung und dem Verweis auf angeblich alles bestimmende Sachzwänge und Auflagen setze die SPD ein gestaltendes Agieren mit klaren Werten vor Augen entgegen. Das Gemeinwohl, in der langen Geschichte der SPD immer schon richtungsweisend, sei natürlich gerade heutzutage "nicht jedermanns Sache". Umsomehr sehe er es als seine Aufgabe, dieses Anliegen gegen partikulare Eigeninteressen hochzuhalten. Nicht ohne Stolz zitierte der Vorsitzende aus dem Leitbild für Tittmoning, das der Stadtrat 2015 für sein Handeln formuliert hat. Auch wenn die Wirklichkeit den hohen Ansprüchen oft noch hinterher hinke, habe man damit doch gemeinsam wichtige Eckpunkte festgelegt, auf die man sich in Einzelfällen berufen könne. "Meine Haushaltsreden werden immer hoffnungsvoller", verriet Reichenau. "Wenn man seine Anliegen mutig formuliert und vorträgt, kann man damit durchaus Erfolg haben." Die Anträge seiner Fraktion im Stadtrat könne man im Internet nachlesen und festetellen: "Auch zunächst abgelehnte Forderungen kommen irgendwann durch die Hintertür wieder auf den Tisch und setzen sich zuletzt durch, wenn sie gut sind." So seien die aktuellen Positionen der fraktionsübergreifenden Lenkungsgruppe Altstadt zur Gestaltung des Stadtplatzes weitgehend deckungsgleich mit den Forderungen, welche die SPD dazu im Oktober 2011 formuliert hatte. Scharf kritisierte Reichenau, der auch Burgreferent ist, den jüngsten Antrag der Freien Wähler, die Burg Tittmoning wieder dem Freistaat Bayern zu übereignen. Gerade jetzt, wo der Gestaltungswille der Stadt in der Belebung der historischen Anlage so schöne Früchte trage, sei ein solcher Vorstoß höchst "kontraproduktiv".
Nach dem Vorsitzenden legte auch die Schatzmeisterin Alexandra Jilg ihren Rechenschaftsbericht ab. Der Vorstand wurde daraufhin auf Empfehlung der Revisoren einstimmig entlastet. Nach den Vortsandswahlen, die Gabi Wallner von der SPD-Geschäftsstelle leitete, verabredete der neue Vorstand sich zu einer ersten Arbeitssitzung Mitte August. Gewählt wurden außerdem die Delegierten für den SPD-Kreisverband (Reichenau, Thomas, Buchwald) und für die Aufstellungsversammlung zur Bundestagswahl im September (Thomas, Buchwald). Gabi Wallner und Dirk Reichenau dankten allen, die für die kommenden zwei Jahre Verantwortung übernommen haben, und erklärten, sie freuten sich auf eine gute Zusammenarbeit. Nach dem offiziellen Ende der Versammlung saß man noch länger beieinander und diskutierte aktuelle Themen der Kommunalpolitik in ungezwungener Runde.