Den Ehrenamtlichen den Rücken freihalten

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09. Februar 2020

Dirk Reichenau: Klartext (2)

Meine Haltung zum Thema Sportpark

Zur Erinnerung:

Die Förderung des Breitensports ist eine kommunale Aufgabe. Wir können froh sein, dass sich in Schützen- und Sportverein Ehrenamtliche zusammentun und ihre Freizeit dafür opfern. Nach dem Hochwasser von 2013, bei dem das alte Sportheim in Tittmoning bis zur Kellerdecke überschwemmt wurde, musste das alte Vereinsheim des TSV 1861 und der Schützengesellschaft ersetzt werden. Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich gewesen. Eine Erweiterung des Umkleidenbereichs wäre übrigens auch davor schon dringend notwendig gewesen.

Zur Sache:

Dass Sport- und Schützenverein in vorbildlicher Zusammenarbeit bereit waren, das Riesenprojekt eines Neubaus gemeinsam zu stemmen, verdient Respekt. Die Aufgabe wäre sonst allein auf die Stadt zugekommen. Ein Standort außerhalb der Au wäre wünschenswert gewesen. Wünschen kann man sich vieles. Realistisch gesehen gab es keine sinnvolle Alternative im Stadtgebiet. Also war die Aufgabe doppelt schwierig: Die Anlage musste größer, moderner, barrierefrei und hochwassersicher werden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der aufwändige Planungsprozess ist in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden erfolgt. Und selbst die Versicherung bescheinigt eine vorbildliche Maßnahme.

Ein erster, U-förmiger Entwurf, den wir unterstützten, war 2015 im Stadtrat gescheitert. „Zu teuer“, lautete die Begründung. Der dann genehmigte Entwurf in Form eines Riegels ist kleiner – aufgrund der zwischenzeitlichen Kostensteigerungen fällt der städtische Anteil an den Kosten allerdings mindestens ebenso hoch aus. Relativ gesehen kommt die Stadt dank der staatlichen Zuschüsse für einen Ersatzneubau im Rahmen des Hochwasserschutzprogramms aber immer noch gut weg. Dass sich dann letztes Jahr ausgerechnet diejenigen Stadtratsmitglieder, die gegen den ersten Entwurf gestimmt und damit die gut einjährige Verzögerung verursacht haben, beschwert haben, dass der Bau nicht vorangeht, hat mich geärgert. Wäre das erste Konzept durchgegangen… naja, „hätte, hätte, Fahrradkette“ oder auch „hätt i, daad i, waar i“. Wirklich traurig ist aber, wie am vergangenen Dienstag in der Stadtratssitzung diskutiert wurde.

Zur Diskussion im Stadtrat

Andreas Bratzdrum selbst, der zugleich Stadtratsmitglied und Erster Vorsitzender des TSV 1861 ist, hatte beantragt, die Beratung des Erbbaurechtsvertrags zwischen der Stadt und den beiden Vereinen - anders als ursprünglichen in der Tagesordnung und auch anders als in der Gemeindeordnung vorgesehen - öffentlich zu beraten. Das ist ein respektables Bemühen um Transparenz. Zur öffentlichen Diskussion stand somit unter anderem, wie künftig die laufenden Kosten im neuen Sportpark zwischen den beiden Vereinen und der Stadt aufgeteilt werden. Da geht es etwa um Strom und Wasser, Wartung und Versicherungen. Sicher keine Peanuts, aber unvermeidlich, wenn man den Sportpark nicht nur bauen, sondern auch nutzen möchte. Erster Bürgermeister und Stadtverwaltung hatten sich bei der Regelung der Kostenverteilung im Vertragsentwurf sichtlich um Gleichbehandlung aller Vereine im Stadtgebiet bemüht: Da beim SV Kay etwa die Versicherung für die Halle die Stadt, die fürs Vereinsheim aber der SV trägt, hat man auch die Versicherung fürs Tittmoninger Sportheim zwischen Vereinen und Stadt aufgeteilt. Dass die Höhe der laufenden Kosten bei diesem Neubau aber vorab noch nicht beziffert werden kann, ist klar. Weder die Vereine noch die Stadt wissen genau, was da auf sie zukommt. Deshalb sieht der Vertrag vor, die Regelungen nach drei Jahren zu überprüfen. Ich unterstelle allen Beteiligten ein Interesse daran, die Kosten im Rahmen der Möglichkeiten niedrig zu halten.
Von Seiten der Ökoliste und der Freien Wähler kamen aber - in Anwesenheit der Vereinsvorsitzenden - nur Misstrauen, Vorbehalte und Einwände. Das ging bis zu der Warnung, wenn man den Vereinen durch die Übernahme der Nebenkosten einen „Freibrief“ ausstelle, würden diese sich ja nicht zum sparsamen Verbrauch angehalten sehen. Als würden Leute, die sich selbstlos seit Jahrzehnten ehrenamtlich engagieren, hier mit Freude vorsätzlich Steuergelder verschwenden. Und wenn ausgerechnet die, denen das Ganze von Anfang an zu teuer war, jetzt fordern, man solle doch die Energieversorgung durch eine Solaranlage auf dem Dach lösen, muss man sich schon fragen, wer diese zusätzliche Investition zahlen hätte sollen. Auch bei der Diskussion um die Sportplatz-Gaststätte wurde der Eindruck erweckt, jemand wolle sich auf Kosten der Stadt bereichern – dabei soll die Gastronomie dort ohne Gewinnabsicht vom Verein unterhalten werden, nicht als möglichst rentables Wirtshaus.
Ich fand diese Haltung der Kolleg*innen vor allem von Freien Wählern und Ökologischer Bürgerliste beschämend und habe das auch zum Ausdruck gebracht. Der Stadtrat hat den neuen Sportpark beschlossen und mitgetragen. Jetzt sollte man den Ehrenamtlichen von Sport- und Schützenverein erst einmal den Rücken freihalten, damit sie nach der langen Durststrecke und zahllosen Arbeitseinsätzen ihre satzungsgemäßen Tätigkeiten im neuen Sportheim endlich wieder mit voller Kraft aufnehmen können. Wenn sich der Betrieb eingependelt hat und man auf erste Zahlen zurückgreifen kann, wird man hier und da vielleicht nachregeln müssen. Einvernehmlich, hoffe ich.

Ach ja, und im Übrigen: Nach dem Wegfall des Khuenburgsaals war es ein wichtiges Anliegen des Stadtrats gewesen, dass der Gymnastikraum des neuen Sportheims auch von Nichtmitgliedern genutzt werden kann, etwa von vhs-Kursen. Die Regelungen dazu nehmen einen beachtlichen Teil des jetzt vorgelegten Vertragsentwurfs ein. Gerade weil der Wegfall des Khuenburgsaals für das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Tittmoning so schmerzhaft ist, sollte das Bemühen des TSV, hier einen Ausgleich zu schaffen, unsere Anerkennung finden.

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